Die ungewollte Geburtstagsfeier

von | Nov 28, 2007 | Artikel, Stories | 4 Kommentare

Einen Monat vor Weihnachten nehmen meine drei Kinder regelmäßig an der „Weihnachten im Schuhkarton“ Aktion teil. Die schöne Idee dahinter ist es Kindern ein Weihnachtsgeschenk zu machen, bei denen am 24. Dezember sonst eher wenig oder nichts auf dem Gabentisch liegen würde.
Unsere Familie ist also los und Jubilee, Lukas und Kasey haben Spielzeug und Süßigkeiten zusammengesucht, über die sich „ihre“ Kinder bestimmt freuen würden.
Kasey (6) hatte ein kleines Mädchen aus Indonesien, für die sie unbedingt schöne Haarbänder kaufen wollte.
Wir haben uns dann doch dagegen entschieden. Das perverse war nämlich, dass Kaseys kleines Mädchen aus Indonesien stammte.
Stell Dir mal die Möglichkeit vor, dass ein kleiner Mensch zur Kinderarbeit gezwungen wird, das Produkt dann zu uns, in den Westen geflogen wird, damit wir billige Haarbänder kaufen können, die sich dieses Kind nie leisten könnte. Und wir schiffen das gleiche Haarband dann zurück, durch die halbe Welt, um diesem ausgebeuteten Mädchen Weihnachten eine Freude zu machen.
Irgendetwas stimmt hier nicht!
Der deutsche Theologe und Märtyrer Dietrich Bonhoeffer erzählt eine fiktive Geschichte. Ein Irrer kauft sich ein Auto und macht sich einen Spaß daraus, immer wieder Fußgänger über den Haufen zu fahren.
Bonhoeffer sagte dazu: „Es ist eine Sache, sich um all die Verletzten zu kümmern. Irgendwann, muss einer den Mut haben, das System zu ändern und den Irren zu stoppen!“
Die Konsequenz war, dass er sich an einem Attentat an Hitler beteiligte, für das er letztendlich verurteilt und hingerichtet wurde.
Ich habe in meinem Zimmer ein Weihnachtsposter, mit der folgenden Aufschrift: „Wann habe ich jemals darum gebeten, dass Ihr soviel Zeug kaufen sollt, um meinen Geburtstag zu feiern!”
Einem jungen Mädchen aus einem kleinen unbedeutenden Dorf wurde von einem Engel versprochen, man könnte auch eher sagen angedroht, dass sie bald ein Baby in ihrem Bauch tragen würde.
Was für ein Risiko für einen unverheirateten Teenager, aus ärmsten Verhältnissen, aus einem versklavten, unterdrückten Volk.
Warum nimmt sie die Herausforderung an?
Ihr Sohn würde die Mächtigen, die Reichen, die Unterdrücker, die Ausnutzer brüskieren. Er würde das System auf den Kopf stellen und für eine neue Welt sorgen, in der Verachtete eine Stimme bekommen, wo Schwache stark sind, wo Einsame Freunde finden, wo Arme reich sind, wo Unterdrückte Gerechtigkeit bekommen.
Die ersten, die von dieser Sache, durch eine Engelskapelle etwas mitbekamen, waren die Verachteten. Arme Hirten, die niemand so richtig ernst nahmen, waren die ersten Botschafter dieser Revolution, die alles auf den Kopf stellen würde.
Ein gefährliches Unternehmen!
Mächtige mögen es nicht, wenn ihr Status herausgefordert wird. Einer dieser Mächtigen, Herodes, war über dieses Kind so beunruhigt, dass er einen Massenkindermord verursachte, um diesen „König der Armen“ loszuwerden.
Irgendwo paradox, dass wir jedes Jahr die Geburt dieses sanften Revoluzzers, den Mut dieses Teenagmädchens feiern, indem wir Milliarden Euros ausgeben um Dinge zu kaufen, die größtenteils von Teenagemädchen in armen Ländern, wie Mexiko, Burma, Vietnam, hergestellt werden. Oft in 16-Stundenarbeitstagen, in 30 Grad Hitze. Oft ist ihr Zuhause ein großer, überfüllter Raum, ohne Elektrizität und fließendem Wasser aber mit Dutzenden von schmutzigen Matratzen, für den ein Großteil ihres Lohnes abgezogen wird.
Irgendwie paradox!
Eigentlich sollte ich darüber mal predigen, in meiner Kirche, voll mit Leuten, die Jesus lieb haben. Ich habe aber Angst, vor dem was passiert, wenn ich meiner Gemeinde die schöne Advents und Weihnachtsstimmung versaue.
Wie gesagt, irgendwie ist das paradox!
Es würde mich mal interessieren, wie Ihr mit diesem Paradoxon umgeht?